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Was ist ein Wort?

Was ist Sehnsucht? Wie beschreibt man Fingerspitzengefühl? Und was hat es mit Fernweh auf sich? Diesem Gefühl, das einen beschleicht, wenn man Bilder ferner Länder sieht oder einfach weg möchte. Nicht fliehen. Nein, das wäre zu simpel. Es ist der tiefe Wunsch, an einem anderen, fernen Ort zu sein. Etwas Neues zu erleben.

 

Warum haben wir gerade dieses Wort in unserem Sprach-schatz? Wie kommt es, dass wir ein Wort für ein solches Gefühlserleben schaffen, für einen Umstand oder Ähnliches? Und wozu führt die Tatsache, dass wir dafür ein Wort haben?

 

Vermutlich entsteht ein solcher Ausdruck, weil wir ein kollektives Bewusstsein für dieses Gefühl des "weit-weg-Wollens" haben. So verankert es sich nicht nur in unserem Wortschatz, sondern auch in unserem Erleben. Etwas, das ich bennennen kann, dessen kann ich mir auch bewusst sein. Und dem kann ich auch einen bestimmten Stellenwert geben.

 

Wir schaffen damit aber auch eine Realität. Denn alles, was ich einmal ausspreche und benenne, dem verleihe ich damit auch Gewicht. Es ist etwas anderes, ob ich sage, dass ich gerne mal wieder wegfahren würde oder ob ich Fernweh habe. Und wenn ich es ausspreche, dann manifestiert es sich auch irgendwie. Worte haben Macht. Und sie haben Kraft. Welche Kraft sie haben, wird uns sogar manchmal erst dann bewusst, wenn wir es ausgesprochen haben.

 

Ein Wort ist eine Essenz. Es ist auf den Punkt gebrachter Inhalt. Ein pars pro tot. Denn hinter jedem Wort liegt eine ganze Welt, es transportiert ein ganzes Erleben, eine Gefühlswelt, eine Wertschätzung, eine Einschätzung. Die unterscheidet sich interkulturell, interpersonell, sie ist schlicht individuell. Obwohl über die Bedeutung eines Wortes natürlich grundsätzlich ein relativer kollektiver Konsens herrscht. Wir alle wissen, was mit Fernweh gemeint ist, wie man etwas mit Fingerspitzengefühl tut und was Sehnsucht bedeutet.

 

Wir sollten uns aber immer im Klaren darüber sein, dass das Aussprechen eines bestimmten Wortes für uns etwas anderes bedeuten kann, als für unserer Gegenüber. Denn so einig wir uns auch darüber sind, was ein Wort im Großen und Ganzen bedeutet, so unterschiedlich können unsere Empfindungen über die Feinheiten sein. Und genau das macht unsere Kommunikation manchmal so schwierig. Egal, ob ich mich mit guten Freunden unterhalte, mit einem Kollegen spreche oder die richtigen Worte für eine Headline suche.

 

Erinnern wir uns einfach im Alltag immer mal wieder daran, dass es nicht unbedingt das einzelne Wort ist, das den Unterschied macht, sondern das, was wir damit eigentlich sagen.

 

 

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